Neu
erschienen im Herbst 2008:
enedikt Werner Traut: Kreise um die Mitte. Gedichte und
Essays, Edition L, Czernik-Verlag Hockenheim,
2008
ISBN 978-3-934960-69-5
„Der
bildende Künstler und Ordensmann Benedikt Werner Traut schenkt seinen
Leserinnen und Lesern anläßlich seines 75.
Geburtstags ein neues Buch. ‚Kreise um die Mitte‘ enthält feinsinnige
Poesie und tiefsinnige Philosophie. Und natürlich Zeichnungen, mit denen sein
Essay und seine Lyrik zärtlich umkreist werden.“ (Marianne Kawohl im Vorwort)
Nach
„Verweilen im Sein“ ist „Kreise um die Mitte“ das zweite Buch von Benedikt
Werner Traut, das in der Edition L erscheint.
Das
Gedicht Krippe Kreuz Grab ist dem
neuen Band entnommen.
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Krippe Kreuz
Grab
Himmel und Erde,
Engel und Stern,
Stille und Schweigen,
Wort und Fleisch,
Hirten und Könige,
Das Kind in der Krippe.
Wir können nur staunen
Finsternis und Nacht,
Durst und Verlassenheit,
Nägel und Lanzenstich,
Blut und Wasser,
Durchgang und Übergang,
Der Mann am Kreuz.
Wir können nur anbeten.
Auferstehung und Leben,
Offenbarung und Wunder,
Friede und Freude,
Morgen und Ufer,
Brot und Fische,
Das Grab ist leer.
Wir können nur tanzen.
© Benedikt
Werner Traut
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Jenseits der
Stille
Höre
auf den Klang der Stille,
dem
Bleibenden
auf
die Spur kommen,
das
Unsichtbare ahnen,
das
Verborgene allen Seins entdecken.
Wie
die Pflanze
mit
ihren Blüten zu dir spricht,
wie
der Schmetterling
mit
Freude dich umfliegt,
wie
der Baum
mit
seinen Zweigen dir zuwinkt,
wie
der Apfel
mit
seinem Rot dich anlacht,
wie
die Sterne
mit
ihren Kreisen über dir tanzen,
wie
das Licht
mit
seinen Farben dich umspielt,
wie
Gott mit seiner Liebe
dich
in allem berührt.
© Benedikt Werner Traut
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Leben ist
Gehen
Wir
sind letztlich
Nur
auf Erden,
um
zu Gott zu gehen,
Schritt
für Schritt,
Tag
für Tag,
von
Augenblick zu Augenblick.
Die
Erde ist der Ort,
um
Gott zu suchen,
um
Gnade zu empfangen.
Als
Gäste und Fremdlinge
ziehen
wir durch die Wüste,
das
Ziel in unerreichbare Ferne.
Wir
hungern und
dürsten
nach Gott,
solange
wir unterwegs sind.
Wir
werden ankommen,
aber
wir wissen nicht
Stunde
noch Tag.
Gehen
wir weiter,
die
Heimat liegt noch vor uns.
Leben
ist Gehen.
© Benedikt Werner Traut
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Abstand nehmen
In Zwischenzeiten
Ballast abwerfen
In Zwischenräumen
Unwesentliches zurücklassen
In Besinnungszeiten
Alltäglichkeiten vergessen
Abstand nehmen von dem,
was zerstreut
Ohne Unterbrechung
können wir nicht leben
Ohne Pause
erfahren wir keine Stille
Ohne Zelt
kommen wir um auf dem Weg
Die Vögel unter dem Himmel
wissen davon,
sonst könnten sie nicht
fliegen.
©
Benedikt Werner Traut
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Tiefgang
Nur wer aufbricht,
wird Neuanfang erfahren.
Nur wer die Wüste
durchquert,
wird das verheißene Land
erreichen.
Nur wer durch das Dunkel
wandert,
wird das Licht entdecken.
Nur wer in Not geraten,
wird dem Heil begegnen.
Nur wer in Schuld verstrickt,
weiß um Gnade.
Nur wer das Sterben
zulässt,
wird auferstehen.
Leben mit Tiefgang
schrittweise
gewähren lassen.
Nicht aufhören anzufangen.
© Benedikt Werner Traut
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Ich bin unterwegs durch eine Welt,
über
der noch das Zeichen des
Todes
steht.
Aber
diese Macht hat ihre
letzten
Schrecken verloren.
Seitdem
du auferweckt bist,
gibt
es unzerstörbares Leben,
das
kein Tod vernichten kann.
Die
Macht des Todes ist
im
Felsengrab dir begegnet,
der
du als Einziger unter der Sonne
mächtiger
bist als der Tod.
© Benedikt Werner Traut
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Die Nacht ist die Geburtsstätte unserer Hoffnungen und Ahnungen,
der
Mutterschoß, die Keimzelle neuen Lebens.
Die
Nacht ist der Ort der Herausforderung und größter Bedrohung,
der
Bewährung und Geschütztheit.
Die
Nacht ist der Ort, wo das Licht in die Finsternis kommt
und
die Dunkelheit durchbricht und besiegt.
Die
Nacht ist der Ort der Begegnung mit dem Unbekannten,
aus
dem alles verwandelt hervorgeht.
Die
Nacht ist der Ort der Reinigung und Sammlung,
der
Wandlung und des Segens.
Die
Nacht ist der Ort, wo der Himmel auf die Erde kommt,
das
Jenseits das Diesseits berührt und neu schafft.
Die
Nacht ist die Zeit des Zwiegespräches mit dem,
was
uns, unser Denken und Vorstellen übersteigt,
was
uns unfassbar ist.
Die
Nacht ist die Zeit unserer Träume und Sehnsüchte,
die
Zeit der Erinnerung an unsere himmlische Herkunft,
an
unsere ewige Heimat.
Die
Nacht ist die Zeit, in der die Ewigkeit zu uns kommt.
Die
Nacht ist die Zeit des Übergangs und Durchgangs in einen neuen Tag
mit
neuen Chancen und mit neuen Überraschungen.
Die
Nacht ist der Ort und die Zeit,
dass
wir aus dem dunklen Grab unseres Todes hinaufsteigen
in
den lichten, abendlosen Tag der Auferstehung.
© Benedikt Werner Traut
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