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Die Nacht ist die Geburtsstätte unserer Hoffnungen und Ahnungen,

der Mutterschoß, die Keimzelle neuen Lebens.

 

Die Nacht ist der Ort der Herausforderung und

größter Bedrohung,

der Bewährung und Geschütztheit.

 

Die Nacht ist der Ort, wo das Licht in die Finsternis kommt

und die Dunkelheit durchbricht und besiegt.

 

Die Nacht ist der Ort der Begegnung mit dem Unbekannten,

aus dem alles verwandelt hervorgeht.

 

Die Nacht ist der Ort der Reinigung und Sammlung,

der Wandlung und des Segens.

 

Die Nacht ist der Ort, wo der Himmel auf die Erde kommt,

das Jenseits das Diesseits berührt und neu schafft.

 

Die Nacht ist die Zeit des Zwiegespräches mit dem,

was uns, unser Denken und Vorstellen übersteigt,

was uns unfassbar ist.

 

Die Nacht ist die Zeit unserer Träume und Sehnsüchte,

die Zeit der Erinnerung an unsere himmlische Herkunft,

an unsere ewige Heimat.

 

Die Nacht ist die Zeit, in der die Ewigkeit zu uns kommt.

 

Die Nacht ist die Zeit des Übergangs und Durchgangs in einen neuen Tag

mit neuen Chancen und mit neuen Überraschungen.

Die Nacht ist der Ort und die Zeit,

dass wir aus dem dunklen Grab unseres Todes hinaufsteigen

in den lichten, abendlosen Tag der Auferstehung.

 

Benedikt Werner Traut (?)

 

 

Schweres Wort

 

Ich nehme ein Wort in die Hand

und prüfe sein Gewicht.

Ich beginne, ihm zuzugehören,

und indem ich zuhöre, geschieht etwas an mir.

 

Ich lege das Wort wieder weg.

Aber es ist nicht mehr dasselbe Wort.

Es ist gewichtiger geworden dadurch, dass ich es hörte.

Auch ich selbst bin nicht mehr derselbe.

 

Umgang mit einem Wort, das ist eine Arbeit,

die der eines Bauern gleicht, der Samen aufs Land wirft.

Das Wort wächst und verändert das Land,

bis die Ernte da ist.

 

Herr, während ich nicht mehr will,

nicht mehr kann oder nicht weiterweiß,

wirfst du den Samen aufs Land,

bis er in mir Wurzeln schlägt und wächst

und aus meinem Leben Frucht reift. Deine Frucht.

 

Jörg Zink

 

Du, Gott, bist Richter

 

Gott, du Richter der Welt,

sag den Uneinsichtigen deinen Spruch,

den trotzigen Gewalthabern ebenso.

Sieh, wie deine Erde zugerichtet wird.

Dein Richterspruch schafft den Ausgleich,

denn Recht muss doch Recht bleiben.

Dein Spruch vertreibt das Unrecht,

das wie Nebel verweht.

Ich gehe in deine Schule.

Deine Weisungen leiten mich, bis ich merke,

was gut und recht ist, und weiß,

dass du recht richtest.

Voller Sorgen bin ich, voll Vertrauen auch.

In Not und Bedrängnis bist du da.

Du stützt mich, wenn ich unsicher bin.

Du, Gott, bist Richter,

die Verbrechen der Welt zu ahnden.

Geschändete schützt du,

vergegenwärtigte Schuld vergibst du

und vertrittst meine Schwachheit.

Du bist der Anwalt.

 

Kurt Wolff nach Psalm 94

 

Ein Lichtblick

 

Heil und Segen allen, die Gott fürchten,

Trost den Mutlosen und denen, die nichts kennen als Arbeit und Sorgen um die Familie.

Wohl denen, es soll ihnen gutgehen,

denn nicht Reichtum allein ist erstrebenswert,

sondern der Hände Arbeit,

die uns aber zu entgleiten droht,

die weniger wird durch Rationalisierung,

überschattet von Arbeitslosigkeit.

Auf das soziale Netz allein ist kein Verlass, und die Familie gerät aus den Fugen.

Gesegnet sollen dennoch sein,

Mut sei denen zugesprochen,

die nach Gottes Weisungen leben,

das Menschenmögliche tun,

die Partner ihrer Kinder sind,

miteinander alt werden und zusammenbleiben wollen.

Der Herr ermutige und segne euch.

Nicht scheel seht auf andere.

Die Kinder eurer Kinder mögen ein Lichtblick sein, wenn es geht.

 

Kurt Wolff nach Psalm 128

 

Wer sind wir denn?

 

Herr, unser Herrscher, du bist hoch zu loben.

Du hast den Himmel geschaffen und die Erde dazu.

Wie aber, deine Geschöpfe, maßen uns an,

dich verabschieden zu können,

dich der dem Himmel, den niemand ausmisst,

seinen Glanz verlieh.

Niemand kann seine Lichtfülle ertragen,

niemand seine Tiefe ergründen.

Wer sind wir denn, wie,

die schon über lästiges Kindergeschrei das Wunder der Geburt vergessen,

deiner Schöpfung stets neues Wunder.

Du bist so groß, dass alle Herrlichkeit der Welt

Sich in einem Kind spiegeln kann.

Du bist so mächtig, dass alle Macht der Welt

Vor einem Kind auf die Knie gehen wird.

Was sind wir für Geschöpfe, was ist der Mensch?

Es fehlt nur wenig, und er wäre Gott.

Gott aber bewahre uns davor, Gott sein zu wollen.

Lass uns vielmehr Kinder werden.

Herr, unser Gott, wie herrlich bist du!

 

Kurt Wolff nach Ps 8

 

Evangelium heißt Befreiung

 

Evangelium heißt Befreiung

es macht uns frei von dem, was war

von dem, was man so tut

und dass man doch nichts machen kann

es gibt uns neuen Mut

 

Evangelium heißt Befreiung

es macht uns frei von Hass und Neid

es reißt die Mauern ein

die Menschen immer noch entzwein

und lässt sie Brüder sein

 

Evangelium heißt Befreiung

es macht uns wach für unsere Welt

und lässt uns Gottes Heil verstehn

zeigt, was zu ändern ist

und lässt ans Werk uns gehen.

 

Evangelium heißt Befreiung

 

Lothar Zenetti

 

Geist Gottes

 

Geheimnisvollstes Geheimnis!

Wurzelnd im Urgrund der Liebe.

Strom, das karge Land überflutend,

dass es ergrünt und Brot für alle trägt:

Komm doch!

Regen, die geborstenen Furchen der Bäche

mit Leben füllend,

dass die Wüste erblüht und bewohnbar wird:

Komm doch!

Feuer, lösend die Erstarrung der Furcht,

schmelzend das Eis der Einsamkeit,

dunkle Schluchten des Leidens erleuchtend,

Gold der Liebe, aus dem Gestein der Ichsucht befreiend:

Komm doch!

Uns ist, als hätten wir Menschen

Nie so wenig von dir gewusst wie heut,

obwohl wir Grenze um Grenze überschritten haben.

Uns ist, als hätten wir Menschen nie so nach dir gerufen,

obwohl unsere Zungen versiegelt sind.

Komm doch!

 

Christa Peikert-Flaspöhler

 

Sonnengesang des Franz von Assisi

 

Höchster, mächtiger, gütiger Herr,

dein ist der Preis, die Herrlichkeit, die Ehre und jeglicher Segen.

Dir allein gebührt sie,

und der Menschen keiner ist würdig, dich zu nennen.

 

Sei gepriesen, mein Herr, mit allen deinen Geschöpfen,

vornehmlich mit unserer Schwester der Sonne:

sie wirket den Tag und schenkt uns durch ihn das Licht.

 

Schön ist sie und strahlend in großem Glanze

und deines Wesens, Allerhöchster, ein Gleichnis.

 

Sei gepriesen, mein Herr, durch unsern Bruder, den Mond und die Sterne.

Du hast sie am Himmel gebildet, leuchtend, kostbar und schön.

 

Sei gepriesen mein Herr, durch unsern Bruder, den Wind,

durch die Luft und die Wolken, durch die heitern und düsteren Tage,

durch welche du deinen Geschöpfen Dauer verleihst.

 

Sei gepriesen, mein Herr, durch unsere Schwester, das Wasser:

Nützlich ist es sehr, voll Demut, köstlich und keusch.

 

Sei gepriesen, mein Herr, durch unsern Bruder, das Feuer,

durch welchen du die Nächte erleuchtest.

Schön ist es, heiter, sehr stark und gewaltig.

 

Sei gepriesen, mein Herr, durch unsere Schwester, die Mutter Erde,

welche uns nährt und erhält

und viele Früchte gebiert und bunte Blumen und Kräuter.

 

Sei gepriesen, mein Herr, durch die, welche verzeihen aus Liebe zu dir,

die ausharren in Mühsal und Leid.

Selig die, welche dulden in Frieden,

denn du, Allerhöchster, wirst sie krönen.

 

Sei gepriesen, mein Herr, durch unsern Bruder, den leiblichen Tod.

Keiner der Lebenden kann ihm entrinnen.

Weh denen, die sterben in tödlicher Sünde,

und selig die, welche ruhen in deinem heiligsten Willen,

denn der zeitliche Tod kann ihnen nicht schaden.

 

Preiset und lobet meinen Herrn und saget ihm Dank:

Und dienet ihm in großer Demut.

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B. W. Traut

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Letzte Aktualisierung: 12. März 2013

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