Liturgisches
|
Meditationen | Meditative Texte
| Teil 3
Die Nacht ist die
Geburtsstätte unserer Hoffnungen und Ahnungen,
der Mutterschoß,
die Keimzelle neuen Lebens.
Die Nacht ist
der Ort der Herausforderung und
größter
Bedrohung,
der Bewährung
und Geschütztheit.
Die Nacht ist
der Ort, wo das Licht in die Finsternis kommt
und die
Dunkelheit durchbricht und besiegt.
Die Nacht ist
der Ort der Begegnung mit dem Unbekannten,
aus dem alles
verwandelt hervorgeht.
Die Nacht ist
der Ort der Reinigung und Sammlung,
der Wandlung und
des Segens.
Die Nacht ist
der Ort, wo der Himmel auf die Erde kommt,
das Jenseits das
Diesseits berührt und neu schafft.
Die Nacht ist
die Zeit des Zwiegespräches mit dem,
was uns, unser
Denken und Vorstellen übersteigt,
was uns
unfassbar ist.
Die Nacht ist
die Zeit unserer Träume und Sehnsüchte,
die Zeit der
Erinnerung an unsere himmlische Herkunft,
an unsere ewige
Heimat.
Die Nacht ist
die Zeit, in der die Ewigkeit zu uns kommt.
Die Nacht ist
die Zeit des Übergangs und Durchgangs in einen neuen Tag
mit neuen
Chancen und mit neuen Überraschungen.
Die Nacht ist
der Ort und die Zeit,
dass wir aus dem
dunklen Grab unseres Todes hinaufsteigen
in den lichten, abendlosen Tag der Auferstehung.
Benedikt
Werner Traut (?)
|
|
|
Schweres Wort
Ich nehme ein
Wort in die Hand
und prüfe sein
Gewicht.
Ich beginne, ihm
zuzugehören,
und indem ich
zuhöre, geschieht etwas an mir.
Ich lege das
Wort wieder weg.
Aber es ist
nicht mehr dasselbe Wort.
Es ist
gewichtiger geworden dadurch, dass ich es hörte.
Auch ich selbst
bin nicht mehr derselbe.
Umgang mit einem
Wort, das ist eine Arbeit,
die der eines
Bauern gleicht, der Samen aufs Land wirft.
Das Wort wächst
und verändert das Land,
bis die Ernte da
ist.
Herr, während
ich nicht mehr will,
nicht mehr kann
oder nicht weiterweiß,
wirfst du den
Samen aufs Land,
bis er in mir
Wurzeln schlägt und wächst
und aus meinem
Leben Frucht reift. Deine Frucht.
Jörg Zink
|
|
Du, Gott,
bist Richter
Gott, du Richter
der Welt,
sag den
Uneinsichtigen deinen Spruch,
den trotzigen
Gewalthabern ebenso.
Sieh, wie deine
Erde zugerichtet wird.
Dein
Richterspruch schafft den Ausgleich,
denn Recht muss
doch Recht bleiben.
Dein Spruch
vertreibt das Unrecht,
das wie Nebel
verweht.
Ich gehe in
deine Schule.
Deine Weisungen
leiten mich, bis ich merke,
was gut und
recht ist, und weiß,
dass du recht
richtest.
Voller Sorgen
bin ich, voll Vertrauen auch.
In Not und
Bedrängnis bist du da.
Du stützt mich,
wenn ich unsicher bin.
Du, Gott, bist
Richter,
die Verbrechen
der Welt zu ahnden.
Geschändete
schützt du,
vergegenwärtigte
Schuld vergibst du
und vertrittst
meine Schwachheit.
Du bist der
Anwalt.
Kurt Wolff nach
Psalm 94
|
|
Ein
Lichtblick
Heil und Segen
allen, die Gott fürchten,
Trost den
Mutlosen und denen, die nichts kennen als Arbeit und Sorgen um die
Familie.
Wohl denen, es soll
ihnen gutgehen,
denn nicht
Reichtum allein ist erstrebenswert,
sondern der
Hände Arbeit,
die uns aber zu
entgleiten droht,
die weniger wird
durch Rationalisierung,
überschattet von
Arbeitslosigkeit.
Auf das soziale
Netz allein ist kein Verlass, und die Familie gerät aus den Fugen.
Gesegnet sollen
dennoch sein,
Mut sei denen
zugesprochen,
die nach Gottes
Weisungen leben,
das
Menschenmögliche tun,
die Partner
ihrer Kinder sind,
miteinander alt
werden und zusammenbleiben wollen.
Der Herr
ermutige und segne euch.
Nicht scheel
seht auf andere.
Die Kinder eurer
Kinder mögen ein Lichtblick sein, wenn es geht.
Kurt Wolff nach
Psalm 128
|
|
Wer sind wir denn?
Herr, unser Herrscher, du bist hoch
zu loben.
Du hast den Himmel geschaffen und die
Erde dazu.
Wie aber, deine Geschöpfe, maßen uns
an,
dich verabschieden zu können,
dich der dem Himmel, den niemand
ausmisst,
seinen Glanz verlieh.
Niemand kann seine Lichtfülle
ertragen,
niemand seine Tiefe ergründen.
Wer sind wir denn, wie,
die schon über lästiges Kindergeschrei
das Wunder der Geburt vergessen,
deiner Schöpfung stets neues Wunder.
Du bist so groß, dass alle
Herrlichkeit der Welt
Sich in einem Kind spiegeln kann.
Du bist so mächtig, dass alle Macht
der Welt
Vor einem Kind auf die Knie gehen
wird.
Was sind wir für Geschöpfe, was ist
der Mensch?
Es fehlt nur wenig, und er wäre Gott.
Gott aber bewahre uns davor, Gott
sein zu wollen.
Lass uns vielmehr Kinder werden.
Herr, unser Gott, wie herrlich bist
du!
Kurt Wolff nach
Ps 8
|
|
Evangelium heißt Befreiung
Evangelium heißt Befreiung
es macht uns frei von dem, was war
von dem, was man so tut
und dass man doch nichts machen kann
es gibt uns neuen Mut
es macht uns frei von Hass und Neid
es reißt die Mauern ein
die Menschen immer noch entzwein
und lässt sie Brüder sein
Evangelium heißt Befreiung
es macht uns wach für unsere Welt
und lässt uns Gottes Heil verstehn
zeigt, was zu ändern ist
und lässt ans Werk uns gehen.
Evangelium heißt Befreiung
Lothar Zenetti
|
|
Geist Gottes
Geheimnisvollstes Geheimnis!
Wurzelnd im Urgrund der Liebe.
Strom, das karge Land überflutend,
dass es ergrünt
und Brot für alle trägt:
Komm doch!
Regen, die geborstenen Furchen der
Bäche
mit Leben füllend,
dass die Wüste erblüht und bewohnbar
wird:
Komm doch!
Feuer, lösend die Erstarrung der
Furcht,
schmelzend das Eis der Einsamkeit,
dunkle Schluchten des Leidens
erleuchtend,
Gold der Liebe, aus dem Gestein der
Ichsucht befreiend:
Komm doch!
Uns ist, als hätten wir Menschen
Nie so wenig von dir gewusst wie
heut,
obwohl wir Grenze um Grenze
überschritten haben.
Uns ist, als hätten wir Menschen nie
so nach dir gerufen,
obwohl unsere Zungen versiegelt sind.
Komm doch!
Christa Peikert-Flaspöhler
|
|
Sonnengesang des Franz von Assisi
Höchster, mächtiger, gütiger Herr,
dein ist der Preis, die Herrlichkeit,
die Ehre und jeglicher Segen.
Dir allein gebührt sie,
und der Menschen keiner ist würdig,
dich zu nennen.
Sei gepriesen, mein Herr, mit allen
deinen Geschöpfen,
vornehmlich mit unserer Schwester der
Sonne:
sie wirket den Tag und schenkt uns
durch ihn das Licht.
Schön ist sie und strahlend in großem
Glanze
und deines Wesens, Allerhöchster, ein
Gleichnis.
Sei gepriesen, mein Herr, durch
unsern Bruder, den Mond und die Sterne.
Du hast sie am Himmel gebildet,
leuchtend, kostbar und schön.
Sei gepriesen mein Herr, durch unsern
Bruder, den Wind,
durch die Luft und die Wolken, durch
die heitern und düsteren Tage,
durch welche du deinen Geschöpfen Dauer
verleihst.
Sei gepriesen, mein Herr, durch
unsere Schwester, das Wasser:
Nützlich ist es sehr, voll Demut,
köstlich und keusch.
Sei gepriesen, mein Herr, durch
unsern Bruder, das Feuer,
durch welchen du die Nächte
erleuchtest.
Schön ist es, heiter, sehr stark und
gewaltig.
Sei gepriesen, mein Herr, durch
unsere Schwester, die Mutter Erde,
welche uns nährt und erhält
und viele Früchte gebiert und bunte
Blumen und Kräuter.
Sei gepriesen, mein Herr, durch die,
welche verzeihen aus Liebe zu dir,
die ausharren in Mühsal und Leid.
Selig die, welche dulden in Frieden,
denn du, Allerhöchster, wirst sie
krönen.
Sei gepriesen, mein Herr, durch
unsern Bruder, den leiblichen Tod.
Keiner der Lebenden kann ihm
entrinnen.
Weh denen, die sterben in tödlicher
Sünde,
und selig die, welche ruhen in deinem
heiligsten Willen,
denn der zeitliche Tod kann ihnen
nicht schaden.
Preiset und lobet meinen Herrn und
saget ihm Dank:
Und dienet ihm
in großer Demut.
|
|
|
|
|